2022 – Kitecamp Dänemark

 

Warum sollte man zum Kiten an den über 1000km nördlicher gelegenen Ringkobing Fjord in Dänemark fahren, wenn die Autofahrt über 12 Stunden dauert und man nach dem Kiten eher zur Daunenjacke und Strickmütze greift, statt zum Bikini und Cocktail? Eine Frage, der/die sich so manch eine/r stellt, der/die sich überlegt, an dem Event teilzunehmen. Nunja, aber ein Flachwasserrevier mit Kitespots bei jeder Windrichtung zu haben sowie die Möglichkeit auch zur Nordsee zu können ist einzigartig.

Begonnen hat die Woche mit einer ungewöhnlichen Anreise. Drei Karlsruher Powdies starten um 5.00 Uhr morgens Richtung Norden und sammeln in Kiel noch irgendwie und -wo das geliehene Material ein. Mit original verpacktem Kitematerial inkl. Preisschildern wurde bei der Grenzkontrolle kurz geschwitzt. Aber mit einem netten Lächeln (und einem schweizer Ausweis) konnte die Kofferraumkontrolle abgewendet werden. Gegen 18:00 Uhr wurde am Kitespot ein Powdie auf dem Wasser getroffen, bevor zum ersten Mal das legendäre dänische Softeis probiert und ein Abendspaziergang zum Nordseestrand unternommen wurde.

 

Am nächsten Morgen ging es nach der Theorieeinheit am Frühstückstisch ins 40km entfernte Skaven. Aber zunächst mussten noch die Preisschilder von Neoprenanzügen, Bars und Kites entfernt und die Boards zusammengebaut werden. Auch der Geheim-“code“ wurde bestaunt, ein Kitemodell, welches erst nächstes Jahr auf den Markt kommen soll. 

Der Westwind mit 14kn war ideal und nach gemeinsamen Aufbauen gingen die beiden Kiteneulinge mit dem PP-Kitlehrer für die ersten Flugversuche aufs Wasser. Kite auf 12 Uhr halten und kontrolliert kleine Unendlichkeitszeichen fliegen stand auf dem Plan. Dabei flogen die Kiteschüler bei zu dynamischen Flugbewegungen dem Kite hinterher, was mit freien Nasennebenhöhlen am Ende des Tages kommentiert wurde.

Dank Schoki war die Motivation hoch und neue Energie für den Nachmittag aktiviert. Es konnten beachtliche Fortschritte erzielt werden. Abends brannte die Schärfe von Ottolenghis Orzo Nudeln den Rachen frei (Entschuldigung nochmal) und die 8 EL Fenchelsamen zeigten, wer Fenchel mochte.

Die weitere Woche lief ähnlich ab: „Wir müssen früh frühstücken, der Wind ist morgens an!“- gesagt und nicht getan. Mit kleinen Augen sitzen alle am Frühstückstisch, verspätet aber noch früh genug. Dann wird der Däne (die dänische Wettervorhersage) gecheckt und keine 10min später fährt das erste Auto los. „Wir schicken den Standort und ihr kommt nach“ wird noch mit quietschenden Reifen Richtung Ferienhaus gerufen. Nachdem der PP-Kitelehrer die Qualität des Spots gecheckt hat (auf dem Wasser selbstverständlich) und alle anderen ihre Kites fertig aufgebaut haben, geht’s Schulen, selbst ausprobieren oder chillen unter den Kites als Strandmuschelersatz weiter. Alles kann, nichts muss ist das Motto. Zwischendrin wird über die weichen Kiteeigenschaften des Slingshots Rally GT in 12m2 geredet, die (fast) alle zu „unsportlich“ fanden und ob und wer ein Neopinkler ist.

Neben dem Kiten gesellt sich schnell Einkaufen als neues Hobby hinzu. Trotz Essensplanung wird jeden Tag eingekauft.  In welchen Maßen Süßigkeiten nach einer Session weggeatmet werden, überrascht doch den ein oder anderen. Beim Aufstocken stellen wir schmerzlich fest, wie teuer Süßigkeiten im Norden sind. 2,40€ für eine Tafel Rittersport.

Ein erfolgreicher Kitetag endet an der Eisdiele in Hvide Sande. „Jeg vil gerne have en lille / medium soft ice“ (Ich möchte gerne ein kleines/mittleres Softeis“). Wahlweise getoppt mit  Guff- eine Schokokussschaumähnlicher Masse im künstlichen Erdbeergeschmack oder Schokofäden. Es wird das Mövengezwitscher und die Sonne genossen und ein wenig durch den kleinen Hafen gebummelt.

Die Windvorhersage nimmt im Laufe der Woche ab, abgesehen vom abendlichen Peak kurz vor Sonnenuntergang. Drei bereits kitende Powdies entschieden sich für zwei Sundowner Session auf der Nordsee und genießen die absolute Freiheit auf dem Wasser. Die Welle und das nicht mehr stehtiefe Revier sind eine Herausforderung, sodass aufeinander aufgepasst und das ein oder andere verlorene Kiteboard gerettet werden muss. Nichtsdestotrotz wird mit fettem Grinsen „wuhuu“ einander zugerufen und der Moment genossen, wie auch am Strand.

Die Kamera wird ausgepackt und in der Umgebung das Skelett eines toten Seehundes fotografisch festgehalten, im Stuhl den Vogelschwärmen am Horizont zugeschaut und die Seele baumeln gelassen. Auch gibt die Kanarin unter uns langsam zu, dass die dänische Sonne doch was kann und die Strände bombastisch sind. Nur sei das Meer nicht ganz so blau wie daheim. Mit einem „Happy dance“ wird der Tag am Strand und mit Bier in der Ferienwohnung beendet.

Als abends alle Windvorhersagen Flaute für den nächsten Tag vorhersagen, wird ausgeschlafen. Mit fluffigen Pancakes – die es insgesamt 3 mal morgens gab – Ahornsirup und einem strahlendem Sonnenschein brunchen wir und schlendern nachmittags Richtung Fischbuffet, das man hier unbedingt probieren muss. Es war eine Erfahrung… Ein Verdauungsspaziergang Richtung Meer zeigt: der Wind ist an und zack wird zur Ferienwohnung gefahren und Material geholt. Die Tage richten sich nach dem Wind.

Die Woche neigt sich zu Ende, vor der Abfahrt wird sich voneinander und dem Material (goodbye du tolle unbezahlbare Slingshot Bar oder Flysurfer Soul 12) verabschiedet. Per WhatsApp erfahren wir erst auf der Rückfahrt, dass das Material irgendwo bei Frankfurt abgegeben werden soll. Bis die Abgabe tatsächlich über die Bühne läuft, findet noch ein Locationwechsel, eine angehende Motorkontrollleuchte (beim Verleiher) statt. Fix und foxy kommen beide Autos kurz nach Mitternacht in Karlsruhe an.

Fazit: Was für eine Woche mit spektakulären Sonnenuntergängen, Wassersport, viel Lachen und noch mehr Essen! Das Kiten hat jedem und jeder gefallen. Wer es noch nicht konnte, ist nach dieser Woche seine ersten 250m am Stück gefahren. Wir sind heiß und das nächste Camp für nächstes Jahr wurde bereits angedacht!

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