2018 – Powdern im Kaukasus
Im Vorfeld
„Du fährst nach Georgien zum Skifahren? Ah da hab i des eine Video auf Facebook gesehen, des ist doch da wos die Skifahrer aus dem Lift gehaun hat, da fährt ihr aber ned hin, oder…?!.“
„Doch genau da fahren wir hin, Gudauri heißt der Skiort.“
„OKeeeey“ (leichter Unterton in der Stimme). „Und warum muss des genau da sein, kanns ned bei Österreich oder der Schweiz bleiben?!“. So oder so ähnlich die überwiegende Meinung.
Mein Papa fand das Vorhaben ähnlich prickelnd: „Mei Madl, wia bist’n auf den Schmarrn kumma?“
Erklärungsversuch meinerseits: „Naaaa die ham da voi den geilen Powder und die Abfahrten sind da einfach perfekt… (in Gedanken: hoffentlich werd des dann a so… hoffentlich sind die letzten zwei März Wochen schneetechnisch kein Reinfall…)“. „Und außerdem soll des Essen da einfach ein Traum sein“.
Kurze Info für die Leser, die bei Georgien und Skitouren ebenfalls die Stirn runzeln:
Der Kaukasus ist ein circa 500km langes Gebirge zwischen dem schwarzen und kaspischen Meer. Über die höchsten Gipfel, welche die 5000m überragen, verlaufen die Grenzen von Russland, Aserbaidschan und Georgien. Georgien selbst ist ein sehr sicheres Reiseland und in jüngerer Vergangenheit längst als lohnendes Powderziel bekannt geworden.Auf bekannten Powderseiten wie Powderguide und WePowder findet man einige Berichte zum Powdern in Georgien. Selbst SpiegelOnline und Bergwelten haben unlängst davon berichtet. Nichtsdestotrotz bleibt das Land weitgehend unerschlossen und ursprünglich. Den Skitourengeher erwartet also ein echtes Abenteuer inmitten riesiger Berge und Gletscher, sowie eine spannende orientalische Kultur…Was will man mehr?????
Unsere Planung
Als erste Anlaufstelle in Georgien hatten Marc und Jaugi den relativ bekannten und gut erreichbaren Skiort Gudauri auserkoren. Berge kann man hier nach Belieben bis nahezu beliebiger Höhe besteigen. Hier gibt es außerdem ein paar Lifte, wo man bei gutem Powder auch mal Freeriden kann.Es gibt zum Beispiel einige ziemlich lange Abfahrten hinunter zur russischen Heeresstrasse, von wo aus man wieder nach Gudauri trampen kann (Anm.: bestimmt sehr geil – aufgrund später Tageszeit haben wir uns am Grat aber dagegen entschieden). Denkbar wäre allerdings auch in den kleinen Kaukasus (Bakhmaro etc.) zu fahren, der für besonders viel Schnee bekannt ist.Dagegen sprach für uns die schlechte Infrastruktur. Unterkünfte suchten wir teils von zu Hause, teils vor Ort. Hütten wie im Alpenraum gibt es kaum, daher haben wir nur Tagestouren gemacht. Für die Tourenplanung hangelten wir uns an diversen Erfahrungsberichten im Netz, einem Buch (auch für horseback riding geeignet!) und fast unauffindbaren GPS Tracks aus den Tiefen des Internets (danke, Jaugi!) entlang.
Unnnnnnd GOOOOOO
Gesagt – getan: An besagtem Dienstag, den 22.03. gings dann für die ersten vier Abenteurer (Jaugi, Marc, Kohli und Mary) ab Richtung Kutaissi (zweitgrößte Stadt Georgiens). Morgens um 3 Uhr Landung, Abholung des Leihwagens (ALTAAAA…DELICAAAA…noch Fragen?!) und Fahrt ins Hostel.Dass dort vor dem Eingang ein Amphibienfahrzeug geparkt stand, hätte uns vielleicht ein bisschen zu Denken geben müssen…aber hey erstens war seitdem Gott auf unserer Seite und wir hatten in dem Hostelowner einen wahren Freund gefunden („You are my friends and i will do everything to make u happy“.) Ja sehr happy waren die Jungs dann mit dem Frühstück: Bratkartoffeln, Würstel und Chatschapuri (letztere sollten unsere ständigen Begleiter während des Urlaubs werden) – die tägliche Kalorienzufuhr quasi schon getätigt.
Auf der Rückfahrt zum Hostel wollten wir noch eben kurz mal eine Kirche namens „Trinity Church“ anschauen. Joa so mal eben zur Kirche fahren nahm dann doch mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Nette georgische Tour-Fahrer gaben uns dazu schon einen Hinweis: „It will be a bad road“. Delica und Schlamm wurden eins und wir mit dazu. Da wir Gott auf unserer Seite hatten lief alles gut, aber jetzt wussten wir weshalb es Amphibienfahrzeuge in Georgien gibt….
Nach Tag 3 stießen weitere 2 Abenteurer, nämlich Julia und Tino (a.k.a. Herr Hautum) dazu.Die nächsten Tage hatten wir gutes Wetter. Eine Tour führte uns durch den „fairytale forest“ auf den Gipfelgrat, der die natürliche Grenze zu Südossetien formt. Ein kleines Kloster oben am Grat war bewohnt von einem sehr gastfreundlichen Mönch.Obwohl wir Gott schon seit Anfang auf unserer Seite hatten, wollten wir nur nochmal sicher gehen: der Sage nach muss man sich eine Eisenkette um den Hals hängen und um das Kirchenportal tragen, um Unsterblichkeit zu erlangen. Neben dieser haben wir dort oben das beste Lobiani (Teigfladen mit Bohnenmus) des Urlaubs bekommen.Nach ca. einer Woche verabschiedeten wir uns von Gudauri und fuhren Richtung Ushguli. Das liegt im Nordwesten von Georgien, erreichbar über eine, v.a. im Winter und je nach Wetterverhältnissen, teils schwer befahrbaren Straße. Ushguli liegt auf gut 2000 m – für die Frühjahrszeit am schneesichersten. Also erstmal von Gudauri Richtung Tilflis und Kutaissi.
Einen Abstecher ans Schwarze Meer wollten wir uns nicht entgehen lassen und so landeten wir für eine Nacht in der zu Sowjetzeiten noblen Stadt Anaklia. Heruntergekommene Casinos, ein Wasserpark und das baufällige – jedoch sich noch im Aufbau befindliche – „Cruise Hotel“ begrüßten uns.
Am nächsten Tag gings weiter Richtung Mestia und Ushguli. Von Mestia aus kann man bei ausreichend Schnee auch sehr tolle Touren machen. Da dem nicht so war, fuhren wir weiter die abenteuerliche Straße nach Ushuli. Nur so, um sich das ganze Vorzustellen: für 50 km haben wir ca. 4 h gebraucht.In Ushguli mussten wir einige Schlechtwettertouren durchstehen, bis uns am Ende doch noch zwei Traumtage vergönnt waren. Die Bilder sagen da glaube ich mehr als Worte. Ushgi – unser treuester georgischer Freund begleitete uns gleich zu zwei Touren.
Am Tag vor dem Rückflug reisten wir von Ushguli ab Richtung Kutaissi und gönnten uns noch die ein oder anderen Snacks auf dem Markt (von den Einheimischen als „Snickers“ angepriesen).
Am Ende bleibt nur zu sagen: Geile Touren, geile Leute, geiles Essen und geiler POWDER.
Wir hoffen, wir konnten euch Georgien als Skitourenland schmackhaft machen.
Schöne Touren und ich freue mich auf ähnliche Bericht aus bisher wenig bekannten Tourengebieten =)