2024 – Mehrseillängenklettern Tannheimer Hütte
Letztes Jahr zur gleichen Zeit saßen wir auf der betonierten Terrasse des Gimpelhauses und blickten – aufgrund des unterdurchschnittlichen Essens und der Jugendherbergsatmosphäre – bereits sehnsüchtig Richtung Tannheimer Hütte. Damals nur eine Baustelle (die alte Hütte musste abgerissen werden), waren wir dieses Jahr direkt eine Woche nach Eröffnung der neuen Tannheimer Hütte unter den ersten Gästen, die diese schöne, moderne Hütte besuchen und genießen durften.
Nach Münchner Tradition starteten wir am Freitag recht spät, sodass wir im Schein einiger weniger Stirnlampen die Hütte erreichten. Trotz eines recht “unangenehm” wirkenden Telefonats, in dem wir unsere späte Ankunft angekündigt hatten, wurden wir herzlich empfangen und bekamen auch noch einen Schlummertrunk.
Auf nicht durchgelegenen Matratzen konnten wir die Nacht im 6er-Zimmer genießen. Nach dem Frühstück mit Unendlich-viel-Kaffee-wird-am-Platz-ausgeschenkt – ganz nach Art eines American Diner – starteten wir Richtung Gimpelkar, um die Routen “Jedem Tierchen sein Plaisierchen” (6-) sowie “Diebische Rentner” (6) anzugehen.
Bei schönstem, stabilen Wetter konnten wir die jeweils 7 abwechslungsreichen Seillängen genießen. Nach dem “Plaisierchen” leistete die zutrauliche Ziege Maximilian uns bei der Brotzeit etwas Gesellschaft, wollte uns aber nicht mehr auf den Gipfel des Gimpels begleiten.
Gegen Nachmittag trudelten alle wieder auf der Hüttenterrasse ein, wo uns auch noch einige bekannte Gesichter der Bergwacht München einen Besuch abstatteten. Bei Kasknödelsuppe, Kuchen, Weizen und Aperols genossen wir den Spätsommer.
Beinahe nahtlos ging es zum Abendessen über, wo wir mit Ingwersuppe, Salat, Kässpätzle und Nachtisch verwöhnt wurden. Nach einem Codenames-Marathon (Griechenland, Läufer, Hase,…) fielen wir rechtzeitig zur Hüttenruhe wieder in die Betten, um am Sonntag vor dem angekündigten Wetterumschwung unsere letzten Mehrseillängen beenden zu können.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf Richtung Hochwiesler-Südwand. Dort warteten “FöVe97 + Alte Südwand” (6) sowie die berüchtigte “Via Anita” (6+). So manche/r tat sich recht schwer, sodass das MSL-Event zum Techno-Kletter-Event wurde. Dank Routine und Können oder dank vorgeclipptem Material, Petzl-Adjust, Körperhub, Quasi-Freesolo-Umgehungen schwieriger Stellen und einer gehörigen Menge Flucherei schafften es dann doch alle nach oben. Gerade als der Abseiler eingerichtet war, fing es an, schmelzenden Hagel zu regnen, der von der Sonne angestrahlt wie Silberflocken aussah. Ein ganz besonderes Naturschauspiel, das nach ein paar Minuten auch wieder vorbei war.
Am Wandfuß angekommen, trafen wir Maximilian und seine Herde nochmals und verabschiedeten uns gebührend. Da nun das Wetter vollends drohte umzuschwingen, nahmen wir die Beine in die Hand und stiegen zügig Richtung Parkplatz ab.
Die Tannheimer Hütte ist sehr empfehlenswert, sollte aber aufgrund ihrer begrenzten Bettenzahl (22 Betten verteilt auf vier 4er-Zimmer und ein 6er-Zimmer) frühzeitig gebucht werden. Bonustipp: Zimmer 1, das 6er-Zimmer, hat einen einmaligen Panoramablick über das Tannheimer Tal 😉