2023 – Skitour Glungezer

Im Vorfeld deuteten grünen Webcambilder und eine bescheidene Wettervorhersage eine Absage der Tour an. Da aber die Meisten „Bock auf Berge – egal wie“ hatten, wurde die vier auf eine Dreitagestour verkürzt und das Motto „wir sind mehr als Schönwetter Skitourengeher“ ausgerufen.

Bis die staugeplagten Karlsruher Freitagmittag bei sonnigen 12 Grad plus auf den Parkplatz an der Glungezer Bergbahn ankamen, fielen bereits weitere Sprüche. „Passt auf mich auf, ich bin eure Frauenquote“ und „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Skifahrer“, führten zur Einführung des sogenannten „Phrasenschweins“. Darunter fallen alle Sprüche, die typischerweise bei einer Tour früher oder später gesagt werden.

Gegen 15:00 Uhr fing der 550hm eisige Aufstieg über das Skigebiet zur Glungezer Hütte an. Wie wichtig das richtige Ankleben von Skifellen ist, mussten Manche schmerzlich feststellen, die sich mit überklebten Kanten über den eisigen Hang zur Hütte hochfluchten. Zum Sonnenuntergang waren alle an der Hütte angekommen und die klare Sicht über das Inntal bestätigte die Entscheidung das es richtig war, doch zu fahren!

Dazu zählt auch die Glungezer Hütte. Die urige Hütte mit seinen freundlichen Hüttenwirten vermittelte ein sofortiges familiäres Berggefühl. Die Zeit bewegte sich ein wenig langsamer, sodass sich der Freitag bereits wie Samstag anfühlte. Besonders ist das köstliche, vegetarische Essen hervorzuheben. Das Bergsteigeressen war kurz vor „haute Cuisine“, und der Bienenstich als Nachtisch haute Alle wortwörtlich um.

Zu den Hüttenwirten gehören auch Loki und Joe. Die beiden Border Collies eroberten unser Herz im Sturm und wuselten während unseres ganzen Aufenthalts im Gastraum herum. Das Wochenende teilten wir die Hütte mit zwei weiteren Skitourengeher, die abends ohrenfreundliche Klassiker mit Gitarrenbegleitung zum Besten gaben.

Der Hüttenabend nahm mit ein paar Kartenspielen seinen Lauf und die parallelen Diskussionen über den ewigen Kampf zwischen Eismann und Bofrost, den Aufgabenbereich des Postbeamten abseits der Briefzustellung und warum Karotten gut für die Augen sind, sorgten für verdutzte Blicke. Nunja, persönliches Pech wer es eben nicht versteht. Hauptsache du weißt; Egal wie gut es dir geht, Bill Gates besser!

Samstag

Nach einem Blick aus dem Fenster der eine verringerte Sichtweite und leichten Schneesturm zeigte, wurde gemütlich gefrühstückt.

Das selbstgebackene Brot wurde bis auf die letzte Scheibe verputzt, bevor fünf Powders sich über den Grat Richtung Kreuzspitze (2746m) aufmachten. Nachdem die Bedingungen durch viel Skitragen und regelmäßigen Einbrechen in die Schneedecke suboptimal waren, drehten drei der fünf zeitnah um und entschieden sich den Aufstieg aus dem Skigebiet abzufahren. Nach ein bisschen Spaß und ein paar Aufstiegen im frischen Powder, stiegen sie dann zurück zur Hütte auf. Die zwei mutigeren Powdies kämpften sich weiter zur Kreuzspitze vor. Etwa zwei Stunden später entschieden sich aber auch die beiden (bis dahin nicht wirklich voran gekommenen) Abenteurer, auf etwa halbem Weg zur Kreuzspitze umzukehren. Die Sicht war zu schlecht, der Grat zu gefährlich und beide waren komplett eingeschneit…

Leider musste Einer von uns während all dem Spektakel wegen Erschöpfung auf der Hütte bleiben. Abends wurden wieder die Karten ausgepackt. Parallel wurde über die Bedeutung von gehen wir „aufe und dann obe“ oder „obe, aufe“ diskutiert. Wie heißt es nun richtig auf Bayerisch? Und mit dem Wissen, dass egal wie viele CDs man hat – Karl Benz Mercedes besitzt und die hinteren Rotorblätter eines Hubschraubers in asymmetrischen Abstand und Winkel zueinanderstehen, um leiser zu sein, gingen wir mit 1 1/2 Erkenntnissen mehr ins Bett.

Sonntag 

Der Blick aus dem kleinen Fenster im Matratzenlager bestätigte die Vorhersage. Schneesturm und grauer Himmel. Nach dem Frühstück wurde es sich dick und besonders winddicht eingepackt (ca. -15 Grad) und sich zur Abfahrt ins Skigebiet vorbereitet. Kaum aus der Hütte kämpfte sich die Sonne langsam hervor und der fluffige Powder erfreute die Herzen. Powder Party! Also nochmal hoch …

Als bei der Abfahrt uns ein Hund eines aufsteigenden Skitourengehers durch den Tiefschnee entgegenrannte, wurde der Hundecounter auf unschlagbar drei erhöht.

Der Neuschnee versteckte trügerisch den ein oder anderen spitzen Stein zum Leidwesen unserer Beläge und des ein oder anderen Knies. Nachmittags ging es dann mit der Gondel von der Mittelstation Richtung Auto und die Rückfahrt begann.

Fazit der Tour: Auch (vermeintlich) schlechtere Bedingungen haben ihren Vorteil. Leere Hütten und freie Aufstiege/ Abfahrten gibt es sonst selten. Die Hütte und ihre Wirte vermitteln das urige, familiäre Berggefühl, was vielerorts verloren gegangen ist. Und das vegetarische Essen setzt allem die Krone auf.

Und da die Skitour mit dem Phrasenschwein begann, endet der Bericht auch mit dem individuellen Phrasenschweinfazit: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Skifahrer“, „Hauptsache die Stimmung stimmt“, „bissle was geht immer“, „manche Köpfe sind härter als Stein“, „ich mag Hunde“, „obe, geht’s immer“.

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