2022 – Kraxeln von der Hanauer Hütte
Mit den Worten „es ist Zeit wieder Fels unter Stiefeln und Händen zu spüren…“ lud Lea zu einem Kraxelwochenende in den Lechtaler Alpen ein. Die ausgewählte Tour sollte die Parzinn- und die Dremelspitze in Angriff nehmen. Beschrieben werden die Besteigungen als schwierige Bergtour im durchgehend II. Grad ohne Sicherungsmöglichkeiten. Die ein oder andere Stelle ist als III- gekennzeichnet. Das Ganze ist also bestens für Schulklassen bis zu 99 Schülern geeignet.
Dem Aufruf folgten 6 kraxelaffine Powders, jeweils 3 aus München und Karlsruhe. Der Feierabendaufstieg zur Hanauer Hütte konnte durch zwei verschiedene Klettersteigmöglichkeiten ausgeschmückt werden und so fand sich die Gruppe um 18 Uhr gemeinsam auf der Hütte zusammen. Die bevorstehenden Wetteraussichten mussten sich daraufhin erst einmal schön getrunken werden. Die Antwort des Hüttenwirtes auf die Frage nach dem Wetter war auch nicht sehr hilfreich. „Wenn ich das wüsste, wäre ich Millionär!“. Die Entscheidung, wie man mit dem Gewitter zur Mittagszeit am nächsten Tag umzugehen hat wurde daher in Powderpartymanier getroffen.
Um 6 Uhr am nächsten Morgen machte sich die Gruppe auf, um die Parzinnspitze zu erklimmen. Der Gipfel selbst war noch in Quellwolken gehüllt und auch der über Nacht einsetzende Regen sorgte im Nachklang für eine feuchte Umgebung. Dies sollte dazu führen, dass beim Aufstieg zum Gufelseejöchl, 50 – 60 Alpensalamander den Pfad für Schaukämpfe, Paarungsversuche oder beides in Kombination nutzten.
Beim Erreichen des Jöchls klarte der Himmel das erste Mal auf und man konnte die traumhafte Umgebung wahrnehmen, in der man sich befand. Zu unserer linken ragte das Massiv der Parzinnspitze auf, woraufhin die Finger schon anfingen zu zucken. Nach kurzer Umschreitung am Südhang des Gipfels, konnte der mit Steinmännchen markierte Einstieg gefunden werden. Die nächsten 100 Höhenmeter waren nun gespickt mit Rinnen, Flanken und kleinen Gratscharten, welche sich wie ein großer Spielplatz vor einem auftaten.
Mit Helm und ohne Rucksack konnte somit relativ zügig der Gipfel erkraxelt werden. Oben angekommen konnte man durch kurze Nebelfenster die umliegende Gegend erkennen. Auch wurde hier oben der Wetterbericht noch einmal gecheckt, welcher die Entscheidung mitbrachte, die Dremelspitze auf den darauffolgenden Tag zu vertagen. Oder etwa doch nicht?
Der Abstieg zur Hanauer-Hütte konnte noch durch einen kleinen Ausflug zum Parzinnturm bereichert werden. Die Sicht wurde allerdings schnell von Wolken eingeschränkt und man machte sich auf den Weg zurück zur Hütte. Pünktlich um 12 Uhr mittags konnte eine Kombination aus Kaspress- und Speckknödel zu sich genommen werden, welche mit Freisinger Weißbier degustiert wurden. Ein kurzer Regenschauer sollte der Wettervorhersage recht geben, doch blieb das Gewitter aus. So entschieden sich 5 von 6 Powders dem katastrophalen Wetter zu weichen und in der Hütte das ein oder andere Heiß- und Kaltgetränk zu sich zu nehmen. Einer entschied sich die Dremelspitze schon einmal zu erforschen, ward aber in Rekordzeit zurück zur Hütte. Ob er die Spitze je erreicht hatte, konnte erst am Gipfelbucheintrag überprüft werden.
Der Sonntag versprach angenehmes Wetter, woraufhin der Wecker noch einen Kaffee zuließ. Die Dremelspitze sollte sich als ein noch größerer Spielplatz herausstellen, da bis zu 300 hm feierlichste Kraxelei zu erwarten war. Es ging nun zuerst mühsam durch den Schutt bis zu einer kurzen kaminartigen Stufe, welche sich als die Schlüsselstelle zu erkennen gab. Der weitere Weg war zwar markiert, doch konnte er beliebig erklommen werden, da der Fels es hergab. Am Gipfelkreuz angekommen bestätigte sich der Aufstieg in Rekordzeit vom vorherigen Tag. Allerdings konnte sich die besagte Person nicht an den am heutigen Tag gewählten Aufstieg erinnern. Es scheint also mehrere Wege auf die Dremelspitze zu geben.
Nachdem zur westlichen Dremelscharte abgestiegen wurde und alle unversehrt ihre Rucksäcke wieder aufziehen konnten, teilte sich die Gruppe wieder in beide Städte auf. Karlsruhe entschied sich für eine Rückkehr zum Auto, während München noch einen Umweg über den Steinsee nahm, um sich den Kalk aus allen Ritzen zu waschen.
Die Lechtaler Alpen rund um die Hanauer Hütte hielten, was sie versprachen, und waren trotz teils katastrophalen Wetters für viel Jux und Tollerei zu haben. Die Hütte selbst überraschte durch die guten Essensportionen und moderaten Preise. Auch gab es abends genug Möglichkeiten die verschiedenen Charaktere der Gruppe beim Lügen kennenzulernen. Vielen Dank an Lea und Vinc für die Organisation.